Verbraucherinformationen und Neuigkeiten rund um das Thema Ernährung

Offener Brief der Vorsitzenden der Lebensmittelhandwerke (Bäcker, Fleischer und Konditoren) in Sachsen

Mit größter Sorge erleben wir eine fatale Entwicklung in unserer Republik. Mit immer neuen und weitergehenden Herausforderungen konnten wir als selbstständige Handwerker schon immer umgehen.
Die Entwicklung in den zurückliegenden Wochen und Tagen ist ohne Hilfe jedoch nicht mehr zu bewältigen. Die extremen Kostensteigerungen im Materialeinkauf sind schon ein Riesenproblem. Die jetzt zu erwartenden bzw. schon eingetretenen Preise für Elektroenergie, Kraftstoff und Erdgas sind nicht mehr durch Preisanpassungen im Verkauf zu stemmen. Im Oktober kommen die sicher notwendigen Lohnsteigerungen zur Unzeit, durch den staatlichen Eingriff in den Mindestlohn. Im nächsten Jahr müssen wir, als lohnintensive Branchen (mehr als 50 % des Umsatzes), mit steigenden Sozialkosten klarkommen.


Unsere Gewerke befinden sich in einem massiven Preiswettbewerb mit dem Lebensmitteleinzelhandel und der industriellen Fertigung. Diesen Preiskampf drohen wir zu verlieren. In der Konsequenz werden viele unserer Betriebe ihr Geschäft nicht mehr kostendeckend betreiben können. Viele Anrufe unserer Berufskollegen treiben uns um. Die Befürchtung, alles Aufgebaute in wenigen Monaten zu verlieren ist sehr groß. Hören Sie auf die Meinung der Innungen. Hier bildet sich die Meinung der Breite unserer Betriebe ab.


Eine Entlastung von Geringverdienern und anderen betroffenen Gruppen ist selbstverständlich nötig. Das Handwerk kann dabei aber nicht unberücksichtigt bleiben. Große Investitionen müssen noch jahrelang abgezahlt werden. Die Eigenkapitalquote ist besonders im Osten noch nicht hoch genug, um diese Verpflichtungen abzudecken. Die Angst von Unternehmern, das eigene Lebenswerk zu verlieren, ist groß. Von der Zahl an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, der Unterstützung der ansässigen Vereine oder der Steuerkraft unserer Betriebe wird nicht mehr viel übrig bleiben. Mit dem Handwerkersterben verschwindet unwiederbringlich viel Kulturgut aus unseren Städten und Dörfern.

 
Unser Appell an alle politischen Verantwortungsträger:

Berücksichtigen Sie in Ihrem Handeln die Sorgen unserer Betriebe. Politische Entscheidungen, so wünschenswert sie auch sind, dürfen nicht ganze Branchen ruinieren! Konzerne sind auch anders zu retten. Wir haben das Gefühl, vielen kleinen Betrieben zu helfen, scheint nicht so wichtig. Wir führen unsere Handwerksbetriebe oftmals seit vielen Generationen und immer in unserer Heimat. Sorgen Sie mit dafür, dass es so weitergehen kann.
Traditionell und regional hergestellte Lebensmittel sind ein wichtiges Gut in unserem Land - ökologisch sinnvoll, mit kurzen Transportwegen von Menschen vor Ort für unsere Bevölkerung hergestellt und in unseren Fachgeschäften verkauft, das wollen wir auch künftig tun!


Dresden, 18. August 2022

 

für das Bäckerhandwerk für das Fleischerhandwerk für das Konditorenhandwerk
gez. Roland Ermer gez. Nora Seitz gez. Frank Seidel
Landesobermeister Landesinnungsmeisterin Landesinnungsmeister