Reisetagebuch

26. November 2022

Von Löbau nach Bordeaux: Azubi Philipp im Auslandspraktikum

Aufgeregt und voller Vorfreude packt unser Azubi Philipp Anfang Oktober seine Koffer. Ein dreiwöchiges Auslandspraktikum steht dem angehenden Fleischer bevor. Gemeinsam mit zwei Klassenkameraden und einer -kameradin fliegt er dafür in die Hafenstadt an der Garonne im Südwesten Frankreichs – Bordeaux.

 

Direkt am Flughafen lernt die kleine Gruppe ihren Lehrer für die kommenden Wochen kennen. Luc Deliere zeigt den Neuankömmlingen die Stadt. Was im Zentrum der berühmten Weinbauregion natürlich nicht fehlen darf: eine Kostprobe des beliebten französischen Weins. Nach diesem entspannten und lockeren Kennenlernen, startet direkt am darauffolgenden Montag die Berufsschule. Zunächst bekommen die Lehrlinge bei einem Rundgang durch die gesamte Schule einen Einblick in die Berufe, die hier erlernt werden. „Am gespanntesten waren wir jedoch auf die Fleischerklasse“, erinnert sich Philipp zurück, „Als wir eintrafen, wurde gerade ein Kalbskopf zerlegt, was wirklich interessant war.“

In den darauffolgenden Tagen steht das Zerlegen von Kalbsteilen nach französischer Art auf dem Plan. Hier dürfen die Lehrlinge selbst Hand anlegen und merken schnell, dass es im Vergleich zu Deutschland einige Unterschiede gibt: „Zum Beispiel wird oft jeder Knochen einzeln ausgelöst und es wird immer darauf geachtet, dass die Knochenhaut am Fleisch bleibt“, erklärt uns Philipp.

 

Nach einigen Tagen in der Berufsschule geht es für ihn in den Praktikumsbetrieb zu seinem ersten "richtigen" Arbeitstag in Bordeaux. Die Boucherie Moelleuses et Persillées arbeitet fast ausschließlich mit hochwertigem Dry Aged Fleisch, unter anderem vom Wagyu Rind, welches aus Japan importiert wird. Direkt neben der Fleischerei befindet sich ein Restaurant, indem das Fleisch fachgerecht und direkt nach Kundenwunsch zubereitet wird.

Freundlich wird Philipp von Chef Giovanni Lombardi empfangen. „Ein großer Unterschied zu meinem Arbeitstag in Deutschland ist, dass die Angestellten hier in Frankreich nur eine Pause haben - die Siesta. Diese ist jedoch in der Regel zwischen 2 und 4 Stunden lang. In dieser Zeit erledigen viele Mitarbeiter private Termine." In seiner Arbeitszeit ist Philipp für das Parieren verschiedenster Fleischteile zuständig. Unter anderem sägt er unterschiedliche Rindersteaks mit der Kreisbandsäge und schneidet sie im Anschluss zurecht.

 

Neben diesen Einblicken in die schulische und betriebliche Ausbildung in Frankreich, unternimmt Philipp gemeinsam mit seiner Gruppe und Lehrer Luc zahlreiche Ausflüge. Einer davon führt sie in das Baskenland an der Grenze zu Spanien, um sich die Zucht des seltenen Baskischen Schweins - auch Kintoa Schwein genannt - von Pierre Oteiza anzusehen. "Pierre zeigte uns die riesigen, weitläufigen Gehege, die sich mitten in den Bergen befinden. Dort verbringen die Schweine des Großteil des Jahres, wühlen und fressen ausschließlich natürliches Futter wie Kastanien und Eicheln,” beschreibt Philipp seine Erlebnisse. Im Anschluss darf ein Stopp im Trockenkeller in Les Aldudes nicht fehlen. Dort werden die Keulen gesalzen und ein bis drei Jahre getrocknet werden. Natürlich durfte der fertige Schinken auch probiert werden und für Philipp war sofort klar: „Eine Keule bringe ich mit nach Deutschland.“

So vergehen die Tage wie im Flug und Philipp ist unglaublich dankbar für diese Erfahrung: „Ich habe bei dem Auslandspraktikum wirklich viel dazugelernt und viele neue Eindrücke gewinnen können. Für diese Chance bin ich der Fleischerei Richter und der Handwerkskammer Dresden sehr dankbar.”

 

 

 

Als einer von insgesamt 54 Lehrlingen aus verschiedenen Fachbereichen absolvierte unser Azubi Philipp sein Auslandspraktikum in Frankreich. Der Mut, sich in einem anderen europäischen Land im eigenen Beruf auszuprobieren, wurde von der Handwerkskammer Dresden Ende November durch die feierliche Übergabe des EUROPASS (Mobilitätszertifikat) gewürdigt.

 

 
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